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Wie stabil ist die Welt? - swisspartners – The art of finance

Wie stabil ist die Welt?
Ein Kommentar von Adrian Hasler

Die Bedeutung von Stabilität und Sicherheit für Finanzwirtschaft, Politik und Gesellschaft

Ein Blick auf das letzte Jahrzehnt und das aktuelle Zeitgeschehen zeigt: Ob politische Umbrüche, Klimawandel oder Pandemie – wir leben in einer Zeit der grossen Veränderungen. Diese Dynamik eröffnet einerseits neue Chancen, andererseits führt sie aber auch zu einer starken Verunsicherung in der Gesellschaft. Werte wie Stabilität und Sicherheit gewinnen in der Folge zunehmend an Bedeutung. Dies möchte ich an zwei Beispielen aufzeigen.

Beispiel 1:
Europäische Finanzmarktregulierungen

Das internationale Umfeld für Finanzdienstleister hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren grundlegend verändert. Die Finanzkrise von 2007/2008 und die darauffolgende Wirtschaftskrise haben dazu geführt, dass systemrelevante Banken und sogar Staaten gerettet werden mussten. Diese Rettungsaktionen haben weltweit gravierende Spuren in den Staatsfinanzen hinterlassen – und die Gesellschaft stark verunsichert. Um solche Entwicklungen in der Zukunft zu verhindern, haben internationale Organisationen neue Regulierungen geschaffen. Sie zielen darauf ab, die erkannten systemischen Mängel zu eliminieren und die Stabilität des Systems zu erhöhen. Die EU hat diese internationalen Entwicklungen weiter verstärkt, die Standards noch erhöht und gleichzeitig Drittstaaten den Zugang zum europäischen Markt erschwert.

 

 

„Stabilität und Sicherheit sind gerade in einer Zeit grosser rechtlicher und politischer Umwälzungen äusserst wichtige Standortvorteile.“

Finanzplatz Liechtenstein

Für Liechtenstein als Mitglied des EWR ist dieser uneingeschränkte Zugang zum europäischen Markt von essenzieller Bedeutung. Das bedeutet auch, dass Liechtenstein die europäischen Finanzmarktregulierungen übernehmen muss und bei der konkreten Ausgestaltung praktisch keinen Spielraum hat. Unbestritten ist, dass die Regulierungswelle eine grosse Herausforderung für Finanzdienstleister ist und auch in Zukunft bleiben wird. Sie ist aber auch eine Chance für den

Finanzplatz Liechtenstein, denn Regeln, die multilateral oder sogar weltweit gelten, schaffen Rechtssicherheit und faire Wettbewerbsbedingungen – enorm wichtig insbesondere für die Verwaltung internationaler Vermögen. Für die Finanzdienstleister birgt es das Potenzial, sich gegenüber anderen Standorten abzugrenzen.

Liechtenstein verfügt über einen breit diversifizierten Finanzplatz mit Expertise im internationalen, grenzüberschreitenden Vermögensverwaltungsgeschäft. Stabilität und Sicherheit sind gerade in einer Zeit grosser rechtlicher und politischer Umwälzungen äusserst wichtige Standortvorteile, die für die internationale Kundschaft zunehmend an Bedeutung gewinnen.

„Wir müssen krisenresistenter werden.“

Beispiel 2:
Auswirkungen der Corona-Pandemie

Seit Frühjahr 2020 hat die Corona-Pandemie die ganze Welt fest im Griff. Noch sind die Auswirkungen auf die Gesellschaft und die verschiedenen Wirtschaftsbranchen nicht in vollem Umfang absehbar. Wird es ein Zurück zur Normalität geben – und worin besteht diese Normalität überhaupt? Oder befinden wir uns an einem Wendepunkt? Antworten auf diese Fragen werden sich wohl erst in Zukunft herauskristallisieren. Klar gezeigt hat sich jedoch schon jetzt die grosse Verunsicherung in der Gesellschaft. Die Corona-Pandemie hat die Welt in weiten Teilen unvorbereitet getroffen. In der Folge haben die Staaten bei der Bewältigung der Krise sehr unterschiedlich – zum Teil sogar gegensätzlich – reagiert. Auch das hat zusätzlich zur Irritation beigetragen. Dabei sind die Regierungen insbesondere in Krisenzeiten gefordert, für Stabilität und Sicherheit zu sorgen.

Learnings aus der Pandemie

Welche Lehren ziehen wir aus dieser Pandemie? Es zeigt sich, dass unsere Gesellschaft, unsere Systeme fragiler sind, als wir geglaubt haben. Vieles, das wir als selbstverständlich betrachtet haben, ist plötzlich nicht mehr selbstverständlich. Risse, die heute erkennbar sind, wurden durch die Pandemie nur deutlicher gemacht. Hier müssen wir ansetzen und die Resilienz erhöhen. Mit anderen Worten: Wir müssen krisenresistenter werden.

Wir sind gefordert, Trends und Entwicklungen frühzeitig zu erkennen, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen und rechtzeitig die notwendigen Veränderungen einzuleiten. Konkret bedeutet das beispielsweise, dass wir uns anhand verschiedener Szenarien besser auf zukünftige Pandemien vorbereiten und diese Szenarien mit den Krisenstäben regelmässig durchspielen. Erkannte Schwachstellen können so rasch eliminiert werden. Ebenso ist es wichtig, die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene besser und schneller zu koordinieren. Alleingänge, die auf Kosten der Nachbarstaaten gehen, sollten möglichst vermieden werden. So hat die unterschiedliche Vorgehensweise an den Grenzen (Grenzschliessungen) insbesondere im Bodenseeraum für Unverständnis gesorgt. Unser Wirtschaftsraum lebt geradezu von offenen Grenzen und einem regen Austausch. Deshalb sollten die regionalen Interessen ausreichend berücksichtigt werden. Ebenso erwarte ich von den EU-Staaten, dass Verträge auch in Krisenzeiten eingehalten werden. Exportbeschränkungen oder -blockaden sind aus meiner Sicht kein taugliches Mittel und untergraben das Vertrauen.

Gleichzeitig lehren uns die letzten eineinhalb Jahre, dass es mehr Solidarität gibt, als wir gemeinhin erleben. Das ist sehr erfreulich und lässt hoffen, dass wir diesen gesellschaftlichen Zusammenhalt auch in Zukunft behalten und weiterentwickeln können. Für mich hat sich gezeigt, dass Verlässlichkeit ins­besondere in Krisenzeiten von unschätzbarem Wert ist. In meiner Zeit als Regierungschef habe ich mich stets für diese Werte eingesetzt. Ich durfte persönlich erfahren, wie wichtig es für die Bevölkerung ist, dass die Regierung entschlossen und mit Klarheit durch die Krise führt. Das stabilisiert eine Gesellschaft, die sich in Zeiten grosser Herausforderungen nach Sicherheit sehnt.

„Verlässlichkeit ist insbesondere in Krisenzeiten von unschätzbarem Wert.“

 

Zur Person

Adrian Hasler ist Mitglied des Verwaltungsrats der swisspartners AG Vaduz, Liechtenstein. Von 2013 bis 2021 war er Regierungschef des Fürstentums Liechtenstein und damit zuständig für das Ministerium für Präsidiales und Finanzen. Hasler studierte Betriebswirtschaft an der Hochschule St. Gallen und übernahm anschliessend Führungsaufgaben in Industrie und Bankenwesen. Von 1992 bis 1996 war er Leiter Controlling im Geschäftsbereich Thin Films bei der Balzers AG und von 1996 bis 2004 Leiter Group Finance bei der VP Bank in Vaduz. Von 2001 bis 2004 war er Abgeordneter des Landtags und Mitglied der Finanzkommission. Im Frühjahr 2004 wurde er Polizeichef der Liechtensteinischen Landespolizei und leitete die Behörde während neun Jahren bis zu seiner Wahl zum Regierungschef.

adrian.hasler@powersurf.li

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