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Zurück in die Zukunft - swisspartners – The art of finance

Zurück in die Zukunft
Marktanalyse von Peter Ahluwalia

„Die Inflation ist so gewalttätig wie ein Strassenräuber, so beängstigend wie ein bewaffneter Einbrecher und so tödlich wie ein Auftragskiller.“
Ronald Reagan, 1978

 

Seit die Medien quasi nonstop Bericht erstatten, wird allerlei Unsinn über die Finanzmärkte veröffentlicht. Aus meiner eher nüchternen und pragmatischen Sicht habe ich oft den Eindruck, dass die Menschen Spass daran finden, die Dinge unnötig zu verkomplizieren.

Ein Paradebeispiel dafür ist der jüngste Rückgang der Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen von 1,75% auf rund 1,30%, zu dem viele Marktbeobachter allerlei interessante Theorien entwickelt haben. Doch möglicherweise ist die Erklärung viel einfacher: Da so viele Anleger auf einen Anstieg der US-Treasury-Renditen setzten, löste bereits eine geringe Gegenbewegung eine Trendumkehr aus – denn fremdfinanzierte Investoren mussten rasch feststellen, dass sie sich falsch positioniert hatten. Ich bin überzeugt, dass die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen am Jahresende bei rund 2% liegen werden. Um die Situation richtig einzuordnen: Als die Inflationsraten das letzte Mal so hoch waren wie jetzt, lag die Fed Funds Rate bei 4,75% und 10-jährige US-Treasuries rentierten mit über 7%. Diese Entwicklung wird in der zweiten Jahreshälfte zweifellos für einige Aufregung sorgen.

 

 

Mit dem Spielen aufhören

Ein weiterer wichtiger Grund für die erhöhte Volatilität, die ich für die zweite Jahreshälfte erwarte, ist die allgemeine Marktverfassung. Die wachsende Popularität börsengehandelter Fonds (mit und ohne Hebelwirkung), Konjunkturpakete und Liquiditätsschwemme haben dazu geführt, dass viele Finanzmärkte inzwischen Wettbörsen ähneln, in denen die Menschen – scheinbar ohne zu überlegen – rasch und kostengünstig ihre „Sportwetten“ platzieren. Die allgemeine Verfassung der Märkte, an denen die grosse Mehrheit der Anleger noch nie eine Inflation erlebt hat und sich darauf verlässt, dass die Deflation nie enden wird, könnte ebenfalls zu Kursschwankungen beitragen, die nichts für schwache Nerven sind.

Bei meinen Reisen durch Europa habe ich in letzter Zeit fast nur Personen getroffen, die sich ohne Rücksicht auf die Kosten vergnügen wollten. Ist es möglich, dass die Menschen in wenigen Monaten all das nachholen, was sie wegen der Pandemie verschieben mussten? Auch meine Kunden in aller Welt schildern mir, dass sie derzeit einen Wirtschaftsboom erleben, der von der aufgestauten Nachfrage, hohen Sparquoten und irrationalem Verhalten getragen wird.

Das Wirtschaftswachstum in den Industrieländern wird wahrscheinlich so hoch sein wie seit Jahrzehnten nicht mehr: Die US-Wirtschaft dürfte in diesem Jahr um 8% und 2022 um 6% wachsen. In Europa wird für beide Jahre ein Wachstum von 5% erwartet. Es würde mich nicht überraschen, wenn diese Zahlen nach oben korrigiert werden. Angesichts einer derart starken Konjunktur ist es sinnvoll und logisch, einen gleichzeitigen Anstieg der Inflation zu erwarten.

Und damit sind wir auch schon beim möglicherweise grössten Risiko für die Märkte.

Ein vermeidbarer geldpolitischer Fehler der Zentralbanken

Die Zentralbanken vollführen derzeit einen Drahtseilakt über einem Abgrund voller Krokodile – und das gilt ganz besonders für die US-Notenbank. Mit Geschick und Feingefühl lässt sich ein tödlicher Unfall vielleicht noch abwenden. Zum Glück bleibt noch etwas Zeit, auch wenn sie allmählich knapp wird.

Es ist zwar lobenswert, dass die Zentralbanken die Wirtschaft heiss laufen lassen, um die pandemie­bedingten Produktionsausfälle und die wachstums­schwachen Jahre auszugleichen. Doch wenn das Wirtschafts­wachstum explodiert, ist die Gefahr gross, dass die Inflation ausser Kontrolle gerät. In dem Fall würden die Zentralbanken letztlich jenen Menschen schaden, denen sie eigentlich helfen wollen: den Haushalten am unteren Ende des Einkommens­spektrums, die am meisten unter dem Inflationsdruck leiden.

Ich glaube zwar nicht, dass sich der jüngste Inflationsanstieg unvermindert fortsetzt. Doch wir sollten uns darauf einstellen, dass sich die Inflationsrate längerfristig auf einem höheren Niveau (etwa 3,5%) einpendelt.

Kalorienzählen

Die Preise wichtiger Agrargüter sind in den vergangenen 12 Monaten kräftig gestiegen.

 

Quelle: Bloomberg

 

Peter Ahluwalia, Partner
Chief Investment Officer
peter.ahluwalia@swisspartners.com

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