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Vermögensberatung - swisspartners – The art of finance

Die zwei mächtigsten Krieger sind Geduld und Zeit

Leo Tolstoi

Wie wahr!

Das Coronavirus hat sich zu einer globalen Pandemie entwickelt, die eine beispiellose weltweite Gesundheitskrise mit unabsehbaren wirtschaftlichen Folgen ausgelöst hat.

SARS-CoV-2 macht keinen Unterschied zwischen Ländern, Völkern, Religionen, politischen Systemen oder Wirtschaftsregionen. Bedauerlicherweise haben das noch nicht alle verstanden. Aber sie werden es noch begreifen, bevor die Krise vorbei ist.

Auch bei der globalen Finanzkrise 2008 brauchte die Welt eine Weile, bevor sie sich gemeinsam dem Abschwung entgegenstemmte. Unseres Erachtens wird es erst dann eine Lösung für die gegenwärtige Krise geben, wenn wir auf globaler Ebene stärker zusammenarbeiten. Es mag zwar verlockend sein, jetzt, da wir uns in einem labilen mentalen Zustand befinden, mit dem Finger auf andere zu zeigen und ihnen die Schuld zu geben. Das aber wird das Problem nicht lösen, sondern wahrscheinlich alles nur noch schlimmer machen. Wenn die Krise vorbei ist, können wir uns ganz der Suche nach den Schuldigen widmen.

Angesichts der aussergewöhnlichen Umstände müssen wir überaus wachsam gegenüber Politikern sein, die die gegenwärtige Lage nutzen, um Zwietracht zu säen und so von ihren Misserfolgen abzulenken.

Zwar verzichten wir vorübergehend auf einige wichtige Rechte und Freiheiten, um das Virus in Schach zu halten. Wir müssen jedoch sicherstellen, dass uns diese von unseren Regierungen so schnell wie möglich zurückgegeben werden. Zweifellos befinden wir uns in einer für die Demokratie sehr gefährlichen Zeit.

Bleibt zu hoffen, dass die politischen Entscheidungsträger rund um den Globus ihren Kleinkrieg beiseite schieben und sich auf die Themen konzentrieren, die uns alle betreffen. Die Welt braucht eine rasche Rückkehr zu Wirtschaftswachstum und die Zusicherung der Staats- und Regierungschefs sowie der Zentralbanken, dass sie an einem Strang ziehen und alles tun werden, was jetzt nötig ist.

Mehr Fragen als Antworten

Die Bilanz der Vermögensverwaltungsbranche, wenn es um Prognosen geht, ist ernüchternd. Grossen Anteil daran haben die Finanzmedien mit ihrer Berichterstattung rund um die Uhr. Während viele renommierte Finanzexperten (die das eine oder andere Mal mit ihren Vorhersagen richtig lagen) ins Rampenlicht gezerrt werden, um intelligent klingende Ratschläge von sich zu geben, hat in Wirklichkeit niemand – auch nicht die medizinische Fachwelt – eine Ahnung, wie sich die Krise weiter entwickeln wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, mit Ihrer Einschätzung richtig oder falsch liegen, ist wohl ebenso gross.

Anstatt auf Spekulationen sollten wir uns auf das konzentrieren, was wir wissen.

Die Wirtschaftsdaten sind alles andere als rosig und werden sich in nächster Zeit weiter verschlechtern. Tatsächlich werden einige Daten wohl noch katastrophaler ausfallen als in den 1930er Jahre, was wir alle – auch die Märkte – schon jetzt wissen. Aber natürlich ist das nur eine Momentaufnahme, wenn auch eine unbequeme und beängstigende zugleich.

ABER

Ein wichtiger Punkt ist, dass die Finanzmärkte zwar in gewisser Weise von der Wirtschaft abhängig sind, aber nicht jeder Entwicklung in Echtzeit folgen und sich in gewissen Phasen auch etwas davon lösen können. Wirtschaftsdaten sind rückwärts gewandt, während die Märkte in die Zukunft schauen. Um es bildlich auszudrücken, versuchen viele also, vorwärts zu fahren, während sie zugleich in den Rückspiegel blicken.

Früher oder später wird sich die Wirtschaft erholen. Wann das sein wird, weiss niemand genau. Aber möglicherweise passiert es früher, als viele erwarten. All die Diskussionen über eine V-, eine U- oder sogar eine W-förmige Erholung sind doch nur ein Stochern im Nebel. Wie der Aufschwung aussehen wird, wissen wir erst, wenn es soweit ist. Aber wenn man nicht vorbereitet ist, wird die Erholung, die vermutlich schnell und durchgreifend sein wird, an einem vorbeigehen.

Der Mensch ist ein Herdentier und ein soziales Wesen. Wäre dem nicht so, wären Gefängnis und Einzelhaft keine Strafen. Nach den massiven Beschränkungen unserer Freiheiten wird es einen gewissen Nachholbedarf geben.

Aber einfach der Anlegerherde hinterherzurennen, ist nicht der Weg, um langfristig eine überdurchschnittliche Wertentwicklung zu erzielen. Was heute vernünftig erscheinen mag, ist es möglicherweise schon morgen nicht mehr. Denn wie viele Fitnessgeräte braucht ein Haushalt? Und wie viele Probeabos von Streaming-Diensten werden nach der Aufhebung der Ausgangsbeschränkungen gekündigt?

Die Unternehmensgewinne werden uns noch eine Weile Tränen in die Augen treiben. Aber letztlich sinkt damit auch die Messlatte für künftige Vergleiche, und erste Anzeichen deuten darauf hin, dass die Unternehmen bei ihren Ausgaben und Dividenden auf die Bremse treten. Zudem werden etliche Firmen aus dieser Krise wohl schlanker und effizienter hervorgehen, sodass sich ihre Gewinne umso stärker erholen können.

Unterdessen haben die Analysten sogar das Spekulieren über die Unternehmensgewinne aufgegeben, und die Unternehmen verzichten auf Zielvorgaben, wodurch die Hürden für positive Überraschungen jetzt so niedrig sind wie schon lange nicht mehr.

Aber Vorsicht vor schlagzeilenträchtigen Verlautbarungen, von denen es derzeit viele gibt. So hat die Luftfahrtindustrie angekündigt, dass es Jahre dauern wird, bis sie sich von der Krise erholt hat. Aber auch die Fluggesellschaften wissen nicht mehr als Sie. Könnte es sein, dass sie nur nach einer Ausrede für Rationalisierungen suchen, ohne den Zorn der Politik auf sich zu ziehen?

Viele sehr talentierte Experten arbeiten derzeit weltweit unter Hochdruck an Behandlungsmethoden und Impfstoffen gegen das Virus. Deshalb könnte es jederzeit einen Durchbruch geben. Je früher er kommt, desto geringer der wirtschaftliche Schaden und desto schneller und durchgreifender die Erholung.

Der einzige Experte für das Virus ist das Virus selbst. Unser Verstand sagt uns zwar, dass wir einen Impfstoff brauchen. Aber weder gegen SARS noch gegen MERS gab es einen. Beide Viren sind nach einiger Zeit einfach auf mysteriöse Weise verschwunden.

Die Arbeitslosigkeit ist enorm gestiegen und wird weiter zunehmen, doch die allermeisten von uns werden ihren Arbeitsplatz behalten. Entlassungen gab es vor allem im Dienstleistungssektor, in dem recht schnell wieder viele eingestellt werden können, sobald sich die Lage normalisiert.

Die Glücklichen, die sichere, gut bezahlte Arbeitsplätze haben, werden in der Krise viel Geld gespart haben, da es kaum etwas gab, wofür man es hätte ausgeben können. Sobald das Vertrauen zurückkehrt, wird dieses Kapital zurück in den Wirtschaftskreislauf fliessen.

Die Zentralbanken haben bisher Liquidität in beispiellosem Ausmass in das System gepumpt, aber sie können und werden noch mehr tun.[i] Auch die Regierungen sind auf diesen Zug aufgesprungen, müssen aber noch mehr Geld in die Hand nehmen. Auf längere Sicht ist es viel billiger, den Aufschwung jetzt durch Anreize kräftig anzukurbeln, als einer langen, schwachen Erholung Vorschub zu leisten.

Die Märkte haben ihre helle Freude daran, wenn sie möglichst viele Teilnehmer auf dem falschen Fuss erwischen. Ein Blick auf die nachstehende AAII-Umfrage zur Anlegerstimmung[ii], die nicht weit von den Tiefstständen des Jahres 2008 entfernt ist, zeigt, dass der grösste Pain Trade darin bestünde, wenn die Märkte ihren Aufwärtstrend fortsetzen würden.

Quelle: Bloomberg, American Association of Individual Investors, Sentiment Survey Bullish Readings, die Daten geben die Richtung an, in die sich der Aktienmarkt nach Einschätzung der Marktteilnehmer in den nächsten 6 Monaten entwickeln wird; Angaben vom 01.01.1986 bis 30.04.2020.

Allmählich kehren wir zu einer Art Normalität zurück. Die zuerst vom Virus betroffenen Länder sind auch die ersten, die die Pandemie hinter sich lassen. In China erholt sich die Produktion langsam wieder. Aber damit sich dieser Trend fortsetzt, muss die Nachfrage in anderen Teilen der Welt wieder anziehen.[iii]

Die Märkte nehmen die Entwicklungen der nächsten drei bis sechs Monate vorweg, während sich die meisten Anleger momentan nur auf das Hier und Jetzt oder die nächsten Wochen konzentrieren.

Unternehmen und Menschen passen sich den vorherrschenden Bedingungen an, um zu überleben. Restaurants haben wegen der Krise schnell auf Mitnahme- und Liefermodelle umgestellt. Wie lange wird es wohl dauern, bis sie ihre Gasträume in Séparées umfunktionieren, um wieder Gäste bewirten zu können?

Frisöre und Schönheitssalons haben diesen Weg bereits eingeschlagen, sodass meine Haare vor zwei Tagen zum ersten Mal nach mehr als einem Monat wieder geschnitten wurden. Alle trugen Masken und Handschuhe, und alles wurde desinfiziert. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich ein mulmiges Gefühl. Der einzige Wermutstropfen war, dass ich keinen Espresso bekam – was ich verschmerzen kann. Ich habe meinem Frisör ein hohes Trinkgeld gegeben, denn die Dienstleistungsbranche hat es hart getroffen. Deshalb sollten wir jetzt grosszügig sein, wenn wir wollen, dass unsere Dienstleister vor Ort überleben.

Einige haben sich mit ihren Prognosen, dass sich vieles dauerhaft ändern wird, sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Aber ich bin mir da nicht so sicher. Viele Unternehmen rund um den Globus werden sich jedoch fragen, wie viel Bürofläche sie wirklich brauchen. Und das wird nicht spurlos an den Preisen und Mieten für Gewerbeimmobilien vorbeigehen.

 

Peter Ahluwalia, Partner
Chief Investment Officer
peter.ahluwalia@swisspartners.com

 

[i] https://www.reuters.com/article/us-health-coronavirus-economy-factbox/factbox-global-economic-policy-response-to-coronavirus-crisis-idUSKCN21W2AJ
[ii] https://www.aaii.com/sentimentsurvey
[iii] https://www.bloomberg.com/news/articles/2020-03-31/china-factory-rebound-hints-worst-is-over-as-stimulus-lies-ahead

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