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Vermögensberatung Juli - swisspartners – The art of finance

Gelangweilt vom BREXIT? Müde von Zöllen? Entsetzt von Tweets? Gelähmt von der Politik?

Lesen Sie weiter für eine hoffentlich andere, leicht verständliche und erfrischende Perspektive.

Zum ersten Mal seit fast zehn Jahren haben wir die Aktiengewichtung in unseren Vermögensverwaltungsportfolios vorübergehend von übergewichtet auf neutral verringert.

Der Konsensmeinung schliessen wir uns zwar immer noch nicht an, nach der wir uns in den letzten Phasen eines zyklischen Bullenmarktes befinden. Wir glauben vielmehr, dass nach wie vor – sowohl was die Dauer als auch die prozentualen Gewinne anbelangt – noch viel mehr Spielraum nach oben vorhanden ist, als die meisten erwarten. Dennoch gibt es einige aktuelle Themen, die uns innehalten lassen.

Die jüngste Androhung der USA, aus rein politischem Kalkül Zölle gegen Mexiko zu verhängen und damit die Einwanderung zu bremsen, ist inzwischen zwar vom Tisch. Sie hat nach unserer Einschätzung jedoch dazu geführt, Zölle als politische Waffe salonfähiger zu machen. Dass dies keine Missbilligung des Präsidenten durch den Kongress oder die Republikanische Partei nach sich zog, lässt befürchten, dass die Macht des Präsidenten kaum kontrolliert wird, was in einer Demokratie eher gefährlich ist.

Die jüngst lauten Forderungen nach Zinssenkungen der US-Notenbank (über Twitter) und das Gerede über die Ablösung des Fed-Präsidenten durch jemanden, der vermutlich den Anweisungen aus der Politik Folge leistet, schaffen einen brandgefährlichen Präzedenzfall, der die Unabhängigkeit der grössten Zentralbank der Welt untergräbt.

Sorgen bereitet uns auch der ins Spiel gebrachte und diskutierte Einsatz von Zöllen gegen sogenannte Währungsmanipulatoren, da hierdurch weitere Unsicherheitsherde entstehen.

Um es bildhaft auszudrücken, erinnert diese Art der Politik an die ersten Gehversuche eines Kleinkindes, die ebenso unvorhersehbar wie unberechenbar sind. Ein solches Verhalten macht uns mit Blick auf die Aktienmärkte nervös. Wir haben kein Problem damit, Risiken einzugehen, wenn die Quoten zu unseren Gunsten stehen. Aber so viele Alles- oder Nichts-Entscheidungen bei wichtigen Ereignissen wie im Moment mahnen uns auf kurze Sicht zur Vorsicht.

Die gute Nachricht

Auf die Verbraucher ist dagegen nach wie vor Verlass, denn sie sind wohl nicht zuletzt dank der aktuell und im historischen Vergleich niedrigen Arbeitslosigkeit immer noch ausgabefreudig.

Auch wenn es den meisten Marktteilnehmern bislang entgangen ist: Selbst in Europa sieht der Trend ermutigend aus.

 

 

Während sich mit ziemlicher Sicherheit sowohl die Weltwirtschaft wie auch die US-Wirtschaft abschwächen werden, vor allem weil Unternehmen aufgrund der vielen Unsicherheiten ihre Investitionen drosseln, droht aus unserer Sicht nach wie vor keine Rezession. Die jüngsten Massnahmen der Zentralbanken dürften dazu beitragen, die negativen Auswirkungen der durch den Zollstreit hervorgerufenen Unwägbarkeiten abzufedern. So wird die US-Notenbank möglicherweise die Tür zu einer Zinssenkung im Juli öffnen. Hinzu kommen die präventiven Massnahmen der chinesischen Notenbank und der Regierung in Form von Steuersenkungen, Infrastrukturausgaben und Konjunkturprogrammen für die Automobilindustrie.  Innerhalb der Europäischen Zentralbank wird über eine stärkere Absenkung der Zinsen in den Minusbereich diskutiert. Und obwohl Mario Draghis Amtszeit in nicht allzu ferner Zukunft endet, wären wir nicht überrascht, wenn er zum Schluss noch ein Ausrufezeichen setzt und gegebenenfalls die quantitative Lockerung reaktiviert.

Für uns ist es zwar immer noch frustrierend, dass die Weltwirtschaft unter ihrem Potenzial wächst. Aber wir sehen durchaus Spielraum für eine Korrektur dieser Situation.

 

Handelskriege sind NICHT einfach und schnell zu gewinnen …

 … zumal, wenn man die Grösse und Entschlossenheit des Gegners unterschätzt. Beim G20-Gipfel erwarten wir zwar keinen Abschluss eines umfassenden Handelsabkommens. Wir halten es aber durchaus für möglich, dass die nächste Zollrunde ausgesetzt wird, solange die Gespräche zwischen den USA und China weitergehen.

Keineswegs sind wir der Meinung, die derzeit die Schlagzeilen beherrscht und von vielen geteilt wird, dass wir es mit einem langwierigen Handels- und Technologiekrieg zu tun haben, der uns Jahrzehnte in Atem halten wird. Die Realität ist vermutlich viel einfacher, und bis zum Jahresende könnte eine Lösung gefunden werden.

Wenn man sich die letzten Nuancen genau ansieht und sie einfach formuliert, erinnern sie eher an das erste Date, für das die Telefonnummern ausgetauscht wurden. Nun wartet man darauf, dass das Telefon klingelt. Aber wenn es nicht klingelt, ruft man dann an?

Es spricht Bände, dass die USA zum Hörer gegriffen haben, um ein Treffen zwischen den beiden Staats- und Regierungschefs auf dem G20-Gipfel zu vereinbaren. Vielsagend ist auch, dass sich die bisherige US-Rhetorik geändert hat, nach der es erst dann ein Handelsabkommen geben kann, wenn die früheren Forderungen der USA erfüllt sind. Auf der Wahlkampf-Auftaktveranstaltung in Florida schlug Trump leisere Töne an und forderte lediglich ein faires Handelsabkommen mit China.

Daneben gibt es natürlich immer noch das Thema Huawei. Aber auch hier leisten wir uns eine vom Konsens abweichende Meinung. Wir glauben nicht wirklich, dass der US-Präsident unnachgiebig gegenüber China ist. Er kann jedoch diese Haltung vermitteln, wenn es seinen Interessen dient. Trump ist in erster Linie ein Geschäftsmann, für den alles verhandelbar ist. Darüber hinaus hat er immer wieder gezeigt, dass er bereit ist, beinahe alle und jeden zu ignorieren, wenn er darüber seine Ziele erreicht.

Aber die Uhr tickt, und da es nur noch etwa ein Jahr bis zu den Präsidentschaftswahlen ist, wäre eine Rezession keine Erfolg versprechende Wahlkampfstrategie. Andererseits läuft auch die Zeit für die Einhaltung der Trumpschen Wahlversprechen ab, da bisher nur ein Handelsabkommen mit Südkorea unterzeichnet wurde. Die nächste Zollrunde gegen China hätte zudem grössere Auswirkungen für die Konsumenten in den USA, die daraufhin ihren Gürtel enger schnallen könnten.

 

Ist Europa über Autozölle das nächste Opfer?

 Vielleicht sollten wir uns zunächst ansehen, wie es mit den US-Zöllen auf Stahl und Aluminium weitergegangen ist. Europa reagierte schnell und geschlossen, – ist der Handel doch das einzige Thema, zu dem unter den Mitgliedstaaten Einvernehmen herrscht –, gezielt und rücksichtslos. Man antwortete mit Zöllen in Bereichen, in denen dies besonders Trumps Stammwähler und Unterstützer zu spüren bekommen: Harley Davidson, Landwirtschaft, Erdnussbutter, Bourbon usw. Die EU-Handelskommission hat unterdessen unmissverständlich klar gemacht, dass Vergeltungszölle einsatzbereit sind, sollten die USA ihre Drohung mit Autozöllen wahr machen.

Laut dem Büro des US-Repräsentanten für Handelsfragen in Europa war der alte Kontinent 2018 wichtigster Exportmarkt für die USA. Der Waren- und Dienstleistungshandel summierte sich auf fast 1,2 Billionen US-Dollar, machte nahezu 20% der gesamten US-Exporte aus und sicherte die Jobs von 2,6 Millionen Amerikanern.

Aber wie wir wissen, kann alles mit einem Tweet an einem späten Sonntagabend auf den Kopf gestellt werden.

Treten wir also einige Schritte zurück, um zu erkennen, dass wir dankbar für die aktuellen Rahmenbedingungen sein sollten. So schnell werden wir nichts Ähnliches wieder bekommen!

Peter Ahluwalia, Chief Investment Office, Partner
peter.ahluwalia@swisspartners.com

 

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